Carmen Nos
Nach einer kaufmännischen Ausbildung und weiteren drei Jahren Berufstätigkeit in der Verwaltung eines Krankenhauses habe ich im Jahr 2000 beschlossen, meinen beruflichen Fokus zu erweitern. Ich wollte noch einmal etwas Neues lernen. Ich habe Kommunikationswissenschaft (mit den Nebenfächern Politische Wissenschaft und Wirtschafts- und Sozialgeschichte) an der RWTH Aachen studiert und dabei schnell mein besonderes Interesse an politischen Kommunikationsprozessen entdeckt.
Dieses theoretische Wissen konnte ich im Anschluss an das Studium um konkrete praktische Erfahrungen in der Kommunalpolitik erweitern: In acht Jahren Tätigkeit für eine Aachener Stadtratsfraktion habe ich nicht nur die Hierarchien und Kommunikationsprozesse innerhalb einer Fraktion/Partei, sondern auch die politischen Aushandlungsprozesse zwischen den einzelnen politischen Fraktionen kennengelernt, wenn z.B. nach Wahlen Koalitionen gebildet wurden oder es galt, Mehrheiten für spezifische politische Entscheidungen zu finden. Als sachkundige Bürgerin im Kinder- und Jugendausschuss der Stadt Aachen und als Bezirksvertreterin durfte ich diese Prozesse aktiv mitgestalten.
Das waren sehr eindrucksvolle Jahre, die mir einen ganz neuen Blick auf die politischen Entwicklungen in meiner Heimatstadt ermöglicht und meinen Horizont bezogen auf die dahinterliegenden gesellschaftlichen und kommunikativen Dynamiken erweitert haben.
Derzeit arbeite ich als Dekanatsreferentin an einer Hochschule an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und der Organisation der Lehre. Zu meinen Aufgaben gehören u.a. die Koordination und das Management von Prozessen innerhalb der Hochschule. Drei Jahre habe ich mich als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung an unserem Standort in Aachen auch für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen eingesetzt. In beiden Rollen galt und gilt es immer wieder, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten konstruktiv und gewinnbringend sind.
Mit der Mediation habe ich in diesen Kontexten ein Verhandlungskonzept entdeckt, welches sich ausgesprochen gut in den beruflichen Alltag integrieren lässt, da hier Interessen und nicht Positionen bzw. Standpunkte verhandelt werden. Das Bewusstsein der eigenen Interessen sowie das Kennen der Interessen der jeweiligen Verhandlungspartnerinnen und Verhandlungspartner kann den Weg für eine sachbezogene Diskussion eröffnen.
Mich spricht dieses Konzept auch deswegen besonders an, weil hier die Verhandlungspartnerinnen und -partner im Mittelpunkt stehen. Als Experten und Expertinnen für die eigenen Interessen und Bedürfnisse erarbeiten sie gemeinschaftlich eine Lösung. Meine Rolle als Mediatorin ist die der Prozessbegleitung, meine Aufgabe ist es, eine offene und zugleich geschützte Atmosphäre zu schaffen, damit dieser Prozess gut gelingen kann.
Ich lebe zentrumsnah in Aachen. In meiner Freizeit bin ich gerne draußen unterwegs, gehe spazieren/wandern oder fahre mit dem Rad raus ins Grüne. Ich mag den Kontakt zu Menschen, ich trete ihnen offen, neugierig und stets mit einer Prise Humor entgegen.
Die Ausbildung zur Mediatorin war und ist eine Bereicherung in meiner beruflichen Entwicklung.